Tafelenthüllungen in Stockborn und auf dem Kühbörncheshof

Am Samstag, dem 18. Oktober konnten zwei weitere Täuferspurentafeln der Öffentlichkeit übergeben werden: In Stockborn und auf dem Kühbörncheshof.

Stockborn
Die gut besuchte Feierlichkeit begann im Hof des Elternhauses von Hans Bachmann in der Ortsmitte von Stockborn, wo auch die Tafel angebracht ist. Stockborn ist ein kleines 100-Einwohner-Dörfchen, das früher hauptsächlich von Mennoniten bewohnt war. Vier mennonitische Familien Koller, Schowalter, Böhr und Bachmann siedelten sich dort um die Jahrhundertwende vom 18. ins 19. Jhdt. an. Sie bildeten zusammen mit den Mennoniten des Kühbörncheshofes eine Kirchengemeinde. Heute lebt nur noch eine hochbetagte Mennonitin in Stockborn, Hedwig Risser geb. Bachmann. Werner Bachmann und Sibylla Hege-Bettac gaben kleine Einführungen in die Ortsgeschichte und erzählten über die früheren mennonitischen Bewohner, die als Prediger, Älteste, Gemeindevorstände und auch vielfach musikalisch der Mennonitengemeinde wirkten und in Stockborn einträchtig und eng mit Nachbarn anderer Konfessionen zusammen lebten, arbeiteten und feierten. Durch zahlreiche Aus- und Einwärtsheiraten in allen Generationen, kommt Stockborn in vielen Mennonitenstammbäumen vor. Einige Nachfahren z. B. vom Schafbusch bei Wissembourg, waren deswegen zur Tafelenthüllung gekommen. Ernst Christian Driedger umrahmte mit seinem schönen Gitarrenspiel die Veranstaltung. Zum Ausklang in Stockborn intonierte er „Wer nur den lieben Gott lässt walten…“ ­ passend zu den Rückblicken auf 2 Jahrhunderte Mennonitengeschichte und die Herrnhuter Losung für den Tag.

Tafeleinweihung in Stockborn am 28.09.2020 – Foto: Thomas Flätgen

Zur Tafel Stockborn

Kübbörncheshof
Die Veranstaltung wurde in der Kühbörncheshöfer Kirche fortgesetzt, wo Gemeindemitglieder alles gatslich vorbereitet hatten. Willi Ediger moderierte das Programm, welches aus zwei geschichtlichen Vorträgen (Roland Paul – Ein- und Auswanderungsgeschichte des Kühbörncheshofes, Astrid von Schlachta –„Gewagt!“ – Gedanken zum Weg in das Jubiläumsjahr 2025, wo sich die erste Glaubenstaufe zum 500sten Male jährt), musikalischer Begleitung (Ernst Christian Driedger, Hannah Bettac), Andacht (Pastor Herbert Hege), gemeinsamen Liedern, einer auf pfälzisch gehaltenen Ansprache zur Tafelenthüllung (Sibylla Hege-Bettac) sowie der Tafelenthüllung selbst bestand. Der evangelische Pfarrer Klaus Zech aus Katzweiler steuerte ein sehr bewegendes und freundschaftliches Grußwort bei. Auf den Kühbörncheshof kam 1715 als erster Mennonit Hans Heinrich Lattschar mit seiner zweiten Frau und 10 Kindern. Er kam aus der Gegend von Maßmünster im Elsass, wohin er aus dem Simmental im Kanton Bern emigriert war. Die Felder, welche er im Erbbestand übernahm, waren zugewachsen, die Gebäude verfallen. Alles musste zuerst instand gesetzt werden. Es siedelten sich weitere Mennonitenfamilien an. 1832 löste man sich von der weit entfernten Mennonitengemeinde Sembach und errichtete ein eigenes kleines Gotteshaus. Viele Kühbörncheshöfer Gemeindemitglieder wanderten im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts in die USA aus. Nach dem zweiten Weltkrieg fanden etliche mennonitische Familien aus den deutschen Ostgebieten hier Zuflucht. Beim abschließenden Empfang der Kühbörncheshöfer Gemeinde begrüßten sich die zahlreichen Gäste untereinander und verweilten noch lange in angeregten Gesprächen.

Tafeleinweihung auf dem Kühbörncheshof am 28.09.2020 – Foto: Thomas Flätgen

Zur Tafel Kühbörncheshof

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